Geschichte der Bruderschaft
Ursprung der St. Sebastian Bruderschaft Büren
Büren selbst oder seine Umgebung waren schon früh besiedelt. Zwar wird „Villa Buranon“ (Dorf Buranon) erst um 1015 erwähnt, jedoch dürfte die Kirche des hl. Gangolf bereits in der 2 Hälfte des 9. Jahrhunderts gebaut worden sein. Das Dorf lag oberhalb des „Menkenberg“ am linken Almeufer. Um das Jahr 1123/24 wurden die Edelherren von Büren als Lehnsmänner der Grafen von Schwalenberg in das Hochstift Paderborn geholt. Da die Burg Wewelsburg zu der Zeit eine Ruine war, suchten sie sich einen neuen Ort als Residenz. Den fanden sie an der Mündung von Alme und Afte, wo sie sich niederließen. Für die damalige Zeit ein guter und sicherer Ort, war er doch von drei Seiten von Sümpfen umgeben.
In Folge der Auseinandersetzungen zwischen dem Fürstbistum Paderborn und dem Fürstbistum Köln erhielt die Siedlung im Jahre 1195 die Stadtrechte vom Fürstbischof in Paderborn, und damit auch das Recht, den Ort mit einer Stadtmauer zu umgeben. (In den folgenden Jahren reagierte auch der Fürstbischof von Köln und verlieh den Nachbarstädten – Rüthen im Jahre 1200, Geseke im Jahre 1217 und Brilon im Jahre 1220 – ebenfalls Stadtrechte und damit das Recht diese Orte militärisch zu befestigen.) So ist in einer Urkunde aus dem Jahre 1306 von Nacht- und Mauerwächtern die Rede, also auch von einer Schutztruppe für die Stadtmauern.
Aus dem Jahre 1370 ist überliefert, dass der Bürener Bürger Tonies von Reden 200 alte Schilde gekauft und nicht bezahlt hat. Wie dieser Streit ausging, ist nicht überliefert.
Im Jahre 1374 ist dann erstmals von einer Schützenbruderschaft in Büren die Rede. Es handelt sich um „Statuten“ vom 2. Juli 1374. Es fällt auf, dass diese Statuten keinerlei religiöse, sondern nur weltliche Bestimmungen zum Inhalt haben. Die weltlichen Bestimmungen stimmen aber fast wörtlich mit den weltlichen Bestimmungen der „Stiftungsurkunde“ von 1490 überein.
In einer Akte des Busdorfstiftes, das damals im Bereich Büren Ländereien besaß, werden am 23.Juli 1473 die „scutten der stat“, also die Schützen des Stadt Büren als Pächter erwähnt.
Im 15. Jahrhundert erfolgte dann allgemein im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ein großer Umbruch: Die Kirche in Rom brauchte Geld und unter Androhung der Ewigen Verdammnis wurde der Ablasshandel eingeführt, aber die Christen waren nicht nur zur Zahlung von Geldmitteln sondern auch zum Besuch von bestimmten Gottesdiensten, Teilnahme an Beerdigungen, Entrichtung bestimmter Gebete und Auswahl eines Schutzheiligen verpflichtet. So kam es, dass in der damaligen Zeit nicht nur Schützenvereinigungen sondern auch Berufsgilden und andere Zünfte religiöse Regeln in ihre Satzungen und Statuten aufgenommen haben, so auch die Bürener Schützen, die sich nach dem 15. August 1490 dann „Sankt Sebastian und Schützenbruderschaft“ nannten (vermutlich haben sich die Schützen mit einer anderen Bruderschaft vereinigt – Sebastian war auch Schutzpatron für Kranke -, wofür es aber bisher keine weitere Bestätigung gibt).
Aber diese religiöse Vereinigung bestand nicht lange. In Folge der Reformation waren die Edelherren von Büren calvinistisch geworden, ein Versuch sich der religiösen Vorherrschaft zu entziehen und dadurch souverän, also unabhängig zu werden (Köln war katholisch, Paderborn protestantisch zu der Zeit). Die Bevölkerung von Büren war bis auf wenig Ausnahmen auch calvinistisch geworden, schließlich verstanden sie erstmals was in der Kirche gebetet wurde, jetzt auf Deutsch früher wurde mit Ausnahme der Predigt ja nur Latein gesprochen. Ein festes Datum für dieses Ereignis gibt es nicht, es dürfte aber in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert passiert sein. Aus den Regelwerken wurde wieder alles Religiöse gestrichen.
Unter Moritz von Büren wurde der katholische Glauben wieder eingeführt und auch die Schützen änderten ihre Statuten erneut: „Anno 1651 auf St. Fabian et Sebastian ist vereinbahret…morgens um 8 Uhr der Messe beyzuwohnen…“.
Diese Statuten hatten dann bis in die preußische Zeit Gültigkeit. Die Statuten von 1844 waren religiös neutral gehalten und es lassen sich in der Folgezeit auch protestantische Mitglieder der Bruderschaft, die sich jetzt – nach Gründung der Bürgerschützen – „ältere Schützenbrüderschaft zu Büren“ – also ohne Zusatz „St. Sebastian“ nennt. Allerdings ist die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen verpflichtend, es sei denn, man „ist von der Teilnahme entbunden“.
Diese Statuten galten bis in die Zeit des Dritten Reiches. Die Schützen sollten als Nazi-Organisation „gleichgeschaltet“ werden, also einen von der NSDAP bestimmten „Oberst“ bekommen und sich auch an der militärischen Ausbildung beteiligen. Das wollten -im Gegensatz zu den Bürgerschützen – die „Sebastiöner“ nicht. Wie etwa 600 Schützenvereine in den Bistümern Paderborn, Münster, Köln und Trier gaben sie ihren Schützenstatus auf und unterstellten sich der Pfarrgemeinde „St. Nikolaus“ in Büren. Das geschah im Jahre 1938. Im Kirchenbuch der Bürener Pfarrgemeinde heißt es dazu: „Die Sebastiansbruderschaft, welche früher als Schützengilde galt, darf sich nur noch als rein religiöser Verein betätigen, andernfalls sie in dem rechtlichen Schützenverein aufgeht. Sie hat ersteres beschlossen und ist jetzt rein kirchlicher Verein.“ Das bedeutete: Kein Schützenname, keine Schützenuniform, keine Schützendienstgrade, kein öffentliches Auftreten, keine Schützenfeierlichkeiten und auch keine Tagungen mehr in öffentlichen Gebäuden. Dieser Status galt bis 1945. Weil man keine Nazi-Organisation war, durften die alten Tätigkeiten unter der britischen Militärregierung in Westfalen seit 1946 wieder aufgenommen werden. Man wieder eine St.Sebastian Schützenbruderschaft. Man nahm nur keine andersgläubigen Mitglieder auf.
Erst mit Änderung der Statuten im Jahre 1985 wurde der Begriff „Schützen“ wieder gestrichen. Und mit Änderung der Statuten im Jahre 2006 können auch Angehörige anderer christlicher Religionsgemeinschaften aufgenommen werden.
Wenn hier immer wieder der Begriff „Schützen“ benutzt wurde, stellt sich natürlich auch die Frage, ob sich die Bürener Schützen auch militärisch betätigt haben. Für die Anfangszeiten liegen keine Unterlagen vor. Später als Fehden und Kriege im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mit Söldnerheeren ausgetragen wurden, hatten kleine Schützengruppierungen, teilweise mit einer Truppenstärke von unter 100 Mann überhaupt keine Chance.
Von den Bürener Schützen sind überhaupt nur zwei Vorfälle „militärischer“ Art bekannt:
Im Jahre 1587 hatten die Edelherren von Büren das Fischereirecht zwischen ihnen und der Stadt getauscht. Die Bürger der Stadt konnten jetzt nur noch im vergifteten Wasser der Afte (dort stand die Lohmühle) fischen, während die Edelherren jetzt das Fischereirecht in der sauberen Alme hatten, versuchten die Bürener Schützen, wie früher üblich, in der Alme zu fischen. Es kam dann zu Auseinandersetzungen mit dem Gefolge der Edelherren mit Toten und Verletzten. Letztlich mussten die Schützen klein beigeben.
Im Jahre 1609 beim sog. Schweinekrieg, als die Brenkener im Herbst die Schweine der Bürener Bauern in den Wäldern Richtung Brenken gepfändet hatten und 100 Bürener Schützen auszogen, um die Schweine zurück zu holen. Es kam aber zu keinen Auseinandersetzungen, weil die Brenkener die Flucht ergriffen.
Die Schützen hatten aber Schutz- und Aufsichtsaufgaben bei den Hexenprozessen im 16. Und 17. Jahrhundert oder mussten entlaufene Hexen oder Hexer wieder einfangen, also Polizeiaufgaben.
© R. Kurek

